Freitag, 30. November 2012

Der alte Mann und die Demokratie

Kommt Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, dieser Titel bekannt vor?
Ja ?

Nun, ich gebe zu, ich habe ihn, in abgewandelter Form, ganz bewusst einer berühmten Geschichte der Weltliteratur entlehnt. Nämlich von keinem Geringerem als dem Schriftsteller Ernest Hemingway. Er beschreibt in der Novelle, „Der alte Mann und das Meer“ einen alternden, erfahrenen, aber lange Zeit erfolglosen Berufsfischer, der unter Aufbietung seiner ganzen Manneskraft den Fang seines Lebens macht, aber in letzter Konsequenz diesen nicht unbeschadet an Land bringen kann. Im Gegenteil, er bringt nur das durch Raubfische abgenagte Skelett eines Monsterfisches ans Ufer, das ihm zwar als Trophäe höchste Anerkennung unter Gleichgesinnten sichert, aber dem betagten Fischer keinen wirtschaftlichen Erfolg beschert.
Ein ähnliches Schauspiel spielt sich derzeit in der heimischen Innenpolitik ab. Auch hier tritt ein greiser Stimmenfänger an, um den etablierten Parteien beim Stimmenfang das Fürchten zu lehren und er droht ihnen bei der nächsten NR-Wahl 2013 üppig Wählerstimmen abzufischen. Tatsächlich, die Voraussetzungen dafür sind gut. Es ist reichlich Geld vorhanden um teure Werbekampagnen zu finanzieren, die Medien sind an Berichterstattung interessiert, viele Wähler wollen ihre bisher bevorzugten Parteien aus Enttäuschung nicht mehr wählen. Also deutet alles auf einen großen Fang hin und dennoch prophezeie ich: „Stronach und sein Team“ wird sich an der großen Beute nicht wirklich lange erfreuen können. Warum wohl?
Weil es auch Stronach, genauso wie dem Fischer in Hemingway´s Geschichte, am Team und an der Teamfähigkeit fehlt den großen Fang zum Nutzen aller unbeschadet an Land zu bringen. Zu Stronach´s Team zähle ich nicht die von den Hinterbänken des Parlaments “engagierten” Abgeordneten, die ihn den Eintritt ins Parlament gegen großzügige finanzieller Absicherung ermöglichten und damit den Zugriff auf´s Staatsgeld und ausreichend Berichterstattung in den öffentlichen Medien für den Wahlkampf gesichert haben, sondern ich meine jene „Partnerschaft mit den Bürgern“, die von den Systemparteien bisher enttäuscht wurden und die darauf hoffen, dass endlich eine neue, unverbrauchte Gesinnungsgemeinschaft ihre Interessen im Staate wahr nimmt. Ja, die wären in großer Zahl vorhanden und bereit, einer neuen Bewegung Kraft zu geben, wenn es diese mit der Sauberkeit in der Politik wirklich ernst meint und sich dafür einsetzt, dass den Bürgern mehr Mitsprache in politischen Entscheidungen eingeräumt wird. Aber zu dieser Partnerschaft gehört viel mehr als die gerissene Taktik eines geviften Geschäftemachers, der seine Slogans „Wahrheit, Transparenz und Fairness“ zwar großspurig öffentlich hinaus posaunt, sie aber nicht einmal mangels verbaler Kompetenz seinen getreuesten Mitstreitern kommunizieren kann. Ja, diese Begriffe eignen sich hervorragend für Wahlplakate, aber solange sie nicht in den Herzen der Bürger angekommen sind und von diesen verinnerlicht werden, solange sind diese Begriffe Schall und Rauch. Sie werden sich schon wenige Tage nach der Wahl verflüchtigt haben, spätestens dann, wenn die Plakatierer neue Werbebotschaften an die Werbeflächen kleben.
Zurück bleiben wird wieder einmal der enttäuschte Staatsbürger, der einmal mehr einem Rattenfänger aufgesessen ist und diesen üblen Spaß sogar aus eigener Tasche finanziert haben wird. Zurück bleiben wird ein erschöpfter Wahlkämpfer, der, wie in der Geschichte von Hemingway, vielleicht sich hernach zur Ruhe begibt, sprich, endlich die Finger von der Politik lässt, und ein Skelett als Trophäe namens „Egomanie als politische Kategorie“ das schließlich von allen bestaunt werden kann. Bürger und Wähler werden sich nach diesem Katzenjammer wieder ihren eigenen Problemen zuwenden und alles wird so sein wie früher, - bis zur nächsten Wahl.

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